Dienstag, 5. April 2011

Matthias von www.geburtspool.de über Wassergeburten zu Hause

Matthias, du bist Vater einer kleinen Tochter und hast vor ein paar Jahren, einen Vertrieb für "Planschbecken" begonnen, in denen Frauen ihre Kinder daheim gebären können. Wie fing alles an?

Angefangen hat es damit, dass wir selbst eine Wassergeburt zuhause wollten und es kein Pool dafür gab. Es gab zwar Leihpools die aber teuer und umständlich in der Handhabung waren. Meine Frau fand in England dann die Produktneuheit „aufblasbarer Geburtspool“. Dieser „La Bassine“ war perfekt für unsere Geburt. Du hast den Geburtsbericht ja gelesen.
Wir waren davon so überzeugt, dass wir den Vertrieb für D-A-CH übernahmen.

Eure  kleine Maya ist in einem Geburtspool zur Welt gekommen. Du hast den wunderschönen Bericht eurer Geburt im Buch "Hausgeburt und Gebären im Geburtshaus" veröffentlicht. Du schreibst darin sinngemäß, eine Wassergeburt sei die logische Konsequenz aus 9 Monaten im Mutterleib.

Knapp vorbei! Unsere Tochter heißt Marla! Aber du hast recht es ist ein toller Bericht über eine tolle Geburt entstanden.

Bei einer Geburt ändert sich alles  für das Baby: Von warm nach kalt, von leise zu laut, von dunkel auf hell von Wasser auf Luft, von Atmung per Nabel auf Lunge, Ernährung von Nabel auf Milch. Einiges davon lässt sich nicht ändern, das meiste aber relativieren oder zeitlich anpassen. Die Vorstellung aus dem kuscheligen Mutterleib auf die Welt gerissen, in den Spot einer OP-Leuchte, lautes Besteckgeklappere – wirre Rufe 18 Grad Zimmertemperatur – eine Horrorvorstellung!

Ich bin fest davon überzeugt, dass eine schöne Geburt im abgedunkelten Raum mit Atmosphäre, warme Umgebung im Wasser und solange wie möglich an der Nabelschnur sich positiv auf das ganze Leben des Neuankömmlings auswirkt.
Wie bereits Michel Odent schon sagte: „Es ist nicht egal, wie wir geboren werden“
 
Du bist jedoch nicht nur einer DER Spezialisten zu Wassergeburten in Deutschland. Eure Marla wächst auch windelfrei auf. Wie dürfen wir uns das vorstellen? Nutzt Marla den Geburtspool als Laufstall und ihr putzt dann alles wieder auf?

Mitnichten sehe ich mich als Spezialist für (Wasser-) Geburten – es gibt immer nur ein Spezialist für die jeweilige Geburt  - und das ist die werdende Mutter.
Alle anderen sind nur Personen die mehr oder weniger viele Varianten einer Geburt miterlebt haben oder sich das „Wissen“ solcher Personen angeeignet haben. Der Mensch glaubt immer schlauer zu sein wie die Natur und wir werden oft eines Besseren belehrt. Mit den Windeln ist das nicht anders – wären Windeln normal, kämen wir mit Windeln auf die Welt. Doch der Markt ist durchaus lukrativ und hart umkämpft. Millionenschwere Werbeetats schaffen es den Eindruck zu vermitteln man bräuchte Windeln. Richtig aber ist, dass 80% der Erdenbürger keinen Zugang zu Einwegwindeln haben – die Kinder aber früher „sauber“ sind.

Windelfrei ist kein gelungener Begriff, denn er ist absolut. Windelfreiheit ist aber auch nur Stundenweise, nur Tagsüber oder nur nachts möglich – ganz nach Belieben. Die Babys machen dabei aber nicht einen 300 Liter Pool voll, sondern gehen auf die Toilette wie wir auch. Der einzige Unterschied: Sie brauchen unsere Hilfe dazu. Mit Marla haben wir mit 4 Monaten begonnen auf Windeln zu verzichten, hatten vorher mit Stoff gewickelt. Mit 12 Monaten war sie sauber. Allerdings wissen wir heute, dass es einfacher ist wenn man direkt nach der Geburt damit beginnt. Wie das im Einzelnen funktioniert würde jetzt den Rahmen sprengen – dafür gibt es Kurse, Bücher und natürlich auch Webseiten, nicht zuletzt unsere eigene.

Apropos, der Geburtspool kann tatsächlich als Laufstall oder Reisebettchen benutzt werden – das Wasser sollte aber vorher abgelassen sein.
 
Viel Erfolg mit deinen Aktivitäten und deinem Engagement für eine selbstbestimmte, natürliche Geburt. Danke für das Gespräch!




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen