Samstag, 9. April 2011

Krankenhaus oder Geburtshausgeburt - in wenigen Wochen wird Martin Vater werden

Hallo Martin! Du wirst in ein paar Wochen Papa. Ihr habt lange überlegt und plant nun eine Geburt im Geburtshaus. Was sind eure Gründe für eine außerklinische Geburt?

Es gibt eine erstklassige Betreuung, die im Krankenhaus nicht gegeben ist. Im Geburtshaus hat man ein Umfeld, in dem man sich wohlfühlen kann. Unsere Vermutung ist, daß dies sehr wichtig sein könnte. Es gibt dazu ja diverse Untersuchungen, die sagen, daß ein Geborgenheitsgefühl wichtig ist und die Geburt erträglicher macht und beschleunigt. Außerdem ist uns wichtig, in Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein, aufgeklärt zu werden über die Optionen, die möglich sind. Außerdem haben wir diverse Statistiken angeschaut, aus denen hervorgeht, daß nichts gegen eine solche selbstbestimmte Geburt spricht.

Und warum wollt ihr nicht ins Krankenhaus? Sowohl meine Frau als auch ich haben große Ressentiments gegenüber Krankenhäusern. Es werden dort offensichtlich viele Entscheidungen aus juristischen oder finanziellen Gründen getroffen. Ob diese Entscheidungen immer die im Sinne des Patienten sind, kann man in Frage stellen. Die Statistik sagt, daß in Kliniken bei deutlich über 90% aller Geburten Eingriffe vorgenommen werden. Das spricht für sich. In unserem Bekanntenkreis gibt es drei Frauen, die insgesamt 7 Hausgeburten bzw. Geburten im Geburtshaus gemacht haben. Alle sagen unabhängig voneinander, sie würden das wieder tun und es sei alles sehr gut verlaufen. Dann kennen wir sechs Frauen, die im Krankenhaus entbunden haben... oder wurden. Bei allen war vorher alles in Ordnung, dennoch waren es regelrechte Horrorgeschichten, die wir da gehört haben. Ein Eingriff wurde bei allen vorgenommen. Da war so ziemlich alles dabei. Vor allem wurden dort Entscheidungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg getroffen. Daß Bescheid gesagt wurde, was jetzt dann für ein Eingriff gemacht werden wird, war schon das höchste der Gefühle. Zwei Freundinnen hatten das Gefühl, überhaupt gar nicht berücksichtigt zu werden. Ein Freund, der mit seiner Frau in einer großen Uniklinik war, sagte zu mir, es ginge zu wie am Fließband, eine nach der anderen. Es sei Druck gemacht worden, damit die Geburt nicht zu lange dauert. Eine Freundin sah nach der Geburt nicht einmal ihr Kind, erst am nächsten Morgen wurde ihre Tochter zu ihr gebracht, wie in den 70er Jahren. Sie hat den Geburtsbericht angefordert, weil sie sich übergangen fühlt.

All das will ich mir, meiner Frau und unserem Kind ersparen.


Viele erstgebärende Eltern halten Hausgeburten für gefährlicher. Auch
wenn die WHO das anders sieht. Was war euch besonders wichtig?
Wenn die Voraussetzungen stimmen, geht es immer nur um ein geringes Restrisiko. Bei bestimmten Anomalien käme sowieso nur eine Sectio in Frage. Wenn aber, wie bei uns bisher, alles in Ordnung ist, sollte das Risiko bei einer selbstbestimmten Geburt nicht höher sein. Wenn alle Stricke reißen, kann man in die Klinik fahren. In Deutschland gibt es ein sehr dichtes Krankenhausnetz, wo, wenn nicht hier sollte man denn eine Hausgeburt machen?
Die meisten Bekannten und Freunde halten es für unvernünftig, zur Geburt nicht ins Krankenhaus zu gehen. Das Problem ist, daß in dieser Gesellschaft ein obrigkeitshöriges Denken vorherrscht. Anstatt sich selbst eine Meinung zu bilden, nimmt man einfach die der Allgemeinheit an, auch wenn sie falsch ist.

Unser Frauenarzt hat sehr negativ reagiert. Das war hochgradig unwissenschftlich, denn er hat dafür keine Grundlage. Er war durchaus ungehalten und wir waren ziemlich enttäuscht.
Was wünscht sich deine Frau während der Geburt? Und was wünscht du dir?

Ich hoffe, daß meine Frau es durchhält und alles gut verläuft. Aber da bin ich sehr zuversichtlich.

Fühlt ihr euch von den Geburtshaushebammen ernstgenommen?

Definitv ja. Wir bekommen alles gut erklärt, fühlen uns gut betreut. Die Hebamme nimmt sich sehr viel Zeit für uns. Wir vertrauen ihr.


Habt ihr euch ein besonderes kleines Ritual überlegt, um euer Kind willkommen zu heißen?
Darüber hab ich mir kaum Gedanken gemacht. Wenn alles gut verläuft, wird der Kleine sowieso auf den Bauch der Mutter gelegt, "Bindung" nennt man das wohl. Klingt logisch und ist für mich nachvollziehbar eine gute Sache.

Was würdest du anderen werdenden Vätern raten?


Eine eigene Meinung bilden ist wichtig. Und man sollte sich von dem manchmal etwas "esotherischen Gequatsche" nicht abbringen lassen. Normal ist, daß die Frau das Kind bekommt und nicht der Chirurg.


Wie lange wirst du nach der Geburt daheim bleiben? Ich hab zwei Wochen Urlaub genommen, aber wenn der Herr Sohnemann sich entschließt, davor oder danach zur Welt zu kommen, gibt es nur zwei freie Tage vom Arbeitgeber...
Ich bin gespannt, was du in ein paar Wochen zu berichten hast:)
Alles gute Euch dreien!

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